TikTok als Medium für politische Meinungsbildung
Ein Beitrag der Fachstelle Medien der Diözese Rottenburg Stuttgart.
Die videobasierte Social-Media-Plattform erfreut sich nicht nur bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen an Beliebtheit. Millionen Menschen nutzen in Deutschland TikTok.Vorrangig ist die App für Unterhaltung bekannt und wurde lange Zeit durch Teenie-Tanzvideos, lustige Challenges und Sketch- bzw. Comedy-Videos als reine Spaß-App angesehen. Inzwischen ist TikTok hier breiter aufgestellt und wird auch für die Verbreitung von politischen Inhalten genutzt. Dass die App Einfluss hat, wissen wir bereits aus dem Bereich der Popkultur. Hier geht die Musik beispielsweise nicht nur bei TikTok-Videos viral, einige davon werden nun auch im Radio gespielt.
Politische Inhalte auf TikTok – Zwischen seriösen Quellen und Meinungsmache
Doch was bedeutet das für politische Meinungsbildung? Wer wirbt für seine Partei im Wahlkampf, wer informiert hierbei neutral und wer macht nur bloße Unterhaltung? Inzwischen sind fast alle Parteien mit einem Account auf TikTok vertreten. Viele erlangen jedoch nur wenig Reichweite mit ihren Videos und haben bei TikTok und der jungen Zielgruppe nur mäßigen Erfolg. Die Einordnung (politischer) Inhalte ist nicht immer leicht und erfordert von den TikTok-Nutzer*innen eine hohe Medienkompetenz. Denn nicht immer ist klar ersichtlich, dass sich hinter einem Account, den sogenannten Creator*innen, um politisch motivierte Personen handelt. So kommt es vor, dass Politiker*innen bzw. Parteizugehörige im Profil nicht klar ersichtlich zeigen, für welche Partei sie stehen. Natürlich gibt es auch Personen ohne Parteizugehörigkeit, die eine politische Einstellung haben und ihre Meinungen äußern. Hierbei muss immer unterschieden werden, ob sich die Accounts an seriösen Quellen bedienen oder lediglich ihre eigene Meinung teilen. Dies zu prüfen ist nicht leicht.
Hohe Reichweiten möglich durch Algorithmus und Echokammern
Man wird es kaum glauben, aber auch kleine Accounts mit wenigen Abonnent*innen können mit ihren Videos viral gehen bzw. viele Klicks generieren. Dahinter steckt der Algorithmus von TikTok. Die App lernt schnell, welche Interessen die Nutzer*in hat und auch welche politische Haltung die Person haben kann. Auf der persönlichen „For You Page“ zeigt TikTok Videos, die den Nutzer*innen gefallen könnten. Kennzeichnet man beispielsweise ein Video mit „Gefällt mir“, welches einer bestimmten politischen Gesinnung entspricht, so schlägt TikTok weitere Videos passend zu dieser Sichtweise vor. So kann beispielsweise durch den Algorithmus eine Echokammer entstehen, welche kaum andere Meinungen abbildet. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass politische Themen durch das kurze Videoformat oft nur grob umrissen werden können und damit zu kurz greifen können. Jedoch können solche kurzen Videos auch locken, um sich tiefer mit diesen politischen Themen zu beschäftigen.
Interaktionsmöglichkeiten - TikTok keine passive Plattform
Die videobasierte Social-Media-App kann zwar passiv genutzt werden, indem die TikTok-Videos nur angeschaut werden, bietet jedoch den Nutzer*innen auch die Möglichkeit zu kommentieren, liken und die „Stitch“- und „Duett-Funktion“ zu nutzen. Letzteres ermöglicht vor oder neben dem Original-TikTok-Video ein Video von sich anzufügen und es zu ergänzen oder direkt darauf zu reagieren. Somit können beispielsweise Falschinformationen entlarvt werden bzw. Informationen ergänzt werden.
Fast alle Parteien auf TikTok vertreten: AfD zeigt Präsenz auf TikTok mit hoher Reichweite
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Katharina Haugwitz ist Medienpädagogin und Ansprechpartnerin in der Fachstelle Medien der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
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